Die Ökosysteme der Binnengewässer im Geopark

Οικοσύστημα γλυκέων υδάτων
Abb. 1: Süßwasser Ökosysteme mit einem hohen Biodiversitätsindex in Kleisoura, Kefalonia, mit einem schönen alten Stein-Geysir

Süßwasserökosysteme auf den griechischen Inseln, wie Kefalonia, sind dynamische Ökosysteme, die die Landschaft prägen und die Entwicklung der Ufervegetation fördern. Sie umfassen Bäche, Sturzbäche oder auch kleine natürliche oder künstliche Seen und Feuchtgebiete, die eng miteinander verbunden und von der Wasserversorgung aus den umliegenden Einzugsgebieten abhängig sind. Es handelt sich um eine sich ständig verändernde Umwelt, die unter einem ganzheitlichen Blickwinkel betrachtet werden sollte (Archipelagos 2019). Binnengewässer-Ökosysteme sind auf den Ionischen Inseln nicht üblich. Dennoch gibt es auf der Insel Kefalonia mehrere Feuchtgebiete und Bäche, die regelmäßig mit Wasser überflutet werden. Die meisten Ströme fließen von der West- zur Ostseite der Insel; die drei größten Ströme befinden sich in Poros, Agia Efimia und Sami, deren Quellen in den Bergen Aenos und Kalon Oros entspringen. Wichtige Feuchtgebiete der Insel sind das Feuchtgebiet von Livadi in Paliki, die Seen Avythos und Akoli, der Bach Kleisoura in Paliki usw. Diese Ökosysteme unterscheiden sich stark in Bezug auf ihr Aussehen, ihren Einfluss, ihre biologische Vielfalt und die Bewertung ihrer Auswirkungen (Efthymiatou-Katsouni 2012). In Kefalonia haben die anthropogenen Störungen in Feuchtgebieten und Binnengewässern in Küstennähe viel größere Auswirkungen als in Binnengewässern in den Bergen. Auf Kefalonia sind die Binnengewässer ökologisch wichtig; sie dienen seltenen und endemischen Arten von Flora, Fauna und Avifauna als Nahrungshabitat, schützen aber auch die umliegenden Gebiete (insbesondere Feuchtgebiete und langsam fließende Bäche) und reichern die Grundwasserleiter an, die in der sommerlichen Trockenzeit eine wertvolle Wasserquelle darstellen..

Οικοσύστημα γλυκέων υδάτων
Abb. 2: Süßwasser Ökosystem mit einer hohen Biodiversität: Avithos See, Kefalonia

Die negativen anthropogenen Auswirkungen auf viele Süßwasserökosysteme und Feuchtgebiete auf Kefalonia wurden untersucht; einige der Faktoren, die die Süßwasserökosysteme auf Kefalonia derzeit bedrohen, sind die folgenden (Archipelagos 2019):

Die Versalzung der unterirdischen Aquifere:

Die Grundwasserleiter im Tiefland stehen oft in Verbindung mit Binnengewässern; das ständige Abpumpen von Wasser kann zu einer Versalzung der unterirdischen Grundwasserleiter durch das Eindringen von Meerwasser führen. Dies gilt als eines der Hauptprobleme der anthropogenen Einflüsse auf Küsten- und Inselregionen. Gelangt allerdings sauberes Wasser über die unterirdische Grundwasserleitung wieder in die Küstenökosysteme, kann sich der verbleibende Salzgehalt sehr wahrscheinlich negativ auf Flora und Fauna auswirken.

Die Ausweitung der Anbauflächen und der Einsatz von Pestiziden:

Die extensive Landbewirtschaftung hat zu einer Verschlechterung der Ökosysteme in den Binnengewässern geführt. Süßwasser ist für die Bewässerung von Pflanzen unerlässlich, da nur wenige Pflanzen gegen Meerwasser resistent sind. Auf den griechischen Inseln ist Süßwasser in einigen Fällen nur schwer zu finden; auf Kefalonia sind viele Binnengewässer und Wildbäche wegen der Überförderung von Wasser für Bewässerungszwecke nur noch begrenzt zugänglich. Darüber hinaus werden durch den intensiven Einsatz von Pestiziden auf Ackerflächen Giftstoffe in das Wasser freigesetzt, die sich möglicherweise schädlich auf Flora, Fauna und Avifauna auswirken. Zum Beispiel gelangen die in der Region Krania eingesetzten Pestizide über unterirdischen Transport in die Lagune von Koutavos.

Veränderungen im Flusslauf der Wildbäche:

Die Strömungen der Wildbäche und Flüsse auf griechischen Inseln wurden durch errichtete Hindernisse beeinflusst und verändert. Die künstlichen Bauwerke, die quer zur Strömungsrichtung gebaut wurden wie zum Beispiel Zisternen und Barrieren oder die Kanalisierung des Flussbetts der Wildbäche greifen in den in den natürlichen Verlauf der Gewässer ein.

Dadurch verändert sich der Wasserfluss und beeinträchtigt häufig die Ufer und umliegenden Uferbereiche der Bäche. Insbesondere die Verwendung von Zement kann die Ufervegetation beeinträchtigen und die Durchlässigkeit für wandernde Binnengewässer behindern.

Το χέλι
Abb. 3 die Aalart Anguilla anguilla (Europäischer Aal), entdeckt im Feuchtgebiet von Paliki

So kann beispielsweise eine Barriere die natürliche Wanderung bzw. Migration der Aalart Anguilla anguilla behindern, die auch auf Kefalonia vorkommt. Anguilla anguilla ist die einzige Art in Europa, die von Binnengewässern (Ströme, Flüsse, Seen, Moore), zu Brutgebieten im offenen Meer wandert. Es hat sich gezeigt, dass geringfügige Veränderungen in den Ökosystemen der Binnengewässer, zu irreversiblen Auswirkungen auf die vorkommenden Arten und die Habitate führen können. Andererseits haben anthropogene Einflüsse die Artenvielfalt auch begünstigt und/oder erhöht, wie z. B. die Anlage von Stauseen in Tzanata. Hier haben verschiedenste Arten, wie der Zwergtaucher, Reiherarten (z. B. der seltene Rallenreiher), Möwen, Amphibien, Reptilien, Schmetterlingen und Odonata-Arten, Unterschlupf gefunden.

Die Einführung gebietsfremder Arten:

Die Einführung von Neobiota in ein Süßwasser-Ökosystem kann aufgrund des intensiven Konkurrenzkampfes zwischen importierten und einheimischen Arten um Nahrung, Wasser, Brutplätze usw. irreversible negative Auswirkungen haben. Das Eindringen gebietsfremder Arten geschieht oft zufällig, in einigen Fällen wird es durch den Klimawandel meistens aber direkt durch den Menschen verursacht. Die gebietsfremde Blaukrabbe (Callinectes sapidus), gilt als eines der schmackhaftesten Krustentiere im Ionischen Meer und auf Kefalonia. Die Einführung insbesondere im Feuchtgebiet von Livadi in Paliki, gibt den Bewohnern die Möglichkeit, sie im Sommer zu probieren; andererseits ist die blaue Krabbe aber ein Feind der einheimischen Arten, da sie sich von Krebsen, Muscheln und kleinen Fischen ernährt und die Netze der Fischer zerstört und somit massiv in das Nahrungsnetz des Feuchtgebiets eingreift.

Το μπλε Καβούρι
Abb. 4: Die Blaukrabbe (Callinectes sapidus) ist ein Neozoon in den Küsten- und Meeresregionen der Ionischen Inseln und stammt aus dem Atlantik

Die Beseitigung von Schutt und Abfällen:

Eine der größten Bedrohungen für die Ökosysteme der Binnengewässer Kefalonias ist die Ablagerung von Abfällen in Bachläufen und an Hängen, die an Feuchtgebiete angrenzen. Die meisten Einwohner und Besucher*innen Kefalonias gehen respektvoll mit der Umwelt um; leider nutzt ein kleiner Teil, vielleicht aus Mangel an Kenntnissen, die Bäche und Feuchtgebiete oft in missbräuchlicher Weise. So schadet der abgeladene Müll am Hang des Livadi-Feuchtgebiets der biologischen Vielfalt des Ökosystems und beeinträchtigt auch dessen Schönheit. Nichtsdestotrotz wurden in Kefalonia zahlreiche und lobenswerte Anstrengungen unternommen, um Feuchtgebiete, Küsten und Lagunen zu reinigen. Dies geschah in Zusammenarbeit mit Umweltschutzorganisationen und lokalen/schulischen Strukturen, wie der Verwaltungsstelle des Aenos-Nationalparks, dem Büro für studentische Aktivitäten, den Fischzuchtbetrieben von Kefalonia und der Gemeinde Kefalonia. Neben eigenen Aktionen wurde auch an jährlichen Freiwilligenkampagnen wie "Let's do it Greece" teilgenommen (Verwaltungsstelle des Aenos-Nationalparks 2015).

Καθαρισμός ακτών
Abb. 5: Beach Clean-Up in der Gegend der Minia Küste, Livathos und der Schutz der seltenen Pflanzenart Centaurea pumilio (Zwerg-Flockenblume), welche in den Sanddünen wächst

Die Aktion wurde von der Verwaltungsstelle des Aenos National Parks organisiert und zusammen mit Schüler*innen umgesetzt.

Außerdem sind die natürlichen Bedrohungen für Süßwasserökosysteme wie Erosion, Brände, Überschwemmungen und Dürren zu erwähnen, die in den meisten Fällen nicht kontrolliert bzw. beeinflusst werden können.

Die Umsetzung der nationalen Gesetzgebung mit dem PD 229/19.06.2012, welches die Liste der kleinen Inselfeuchtgebiete bestätigt und Bedingungen und Beschränkungen für den Schutz und die Förderung dieser oder damit zusammenhängender europäischer Richtlinien, wie die Richtlinie 2000/60/EG zur Einführung der Wasserrahmenrichtlinie sowie die Vorbereitung von Plänen für den Schutz und die Bewirtschaftung von Feuchtgebieten und Binnengewässern auf Kefalonia, wird nur dann effektiv sein, wenn angemessene wissenschaftliche Forschung stattfindet, um ihre Bedeutung hervorzuheben. Die Verwaltungsbehörde des Nationalparks Aenos führt seit 2013 jedes Jahr im Januar Erhebungen zur Erfassung der Avifauna im Livadi-Feuchtgebiet im Rahmen des Midwinter Aquatic Bird Counting durch, die unter der Schirmherrschaft der Hellenic Ornithological Society steht. Dies ist das weltweit am längsten laufende Programm zur Überwachung der Artenvielfalt. In den Feuchtgebieten überwintern vor allem Wasser- und Küstenvogelarten, aber auch andere Arten, die mit ihnen verwandt sind, obwohl sie zu ganz anderen Familien gehören, wie Raubvögel und Seevögel. Ähnliche wissenschaftliche Studien werden von der Forschungsgruppe der Abteilung für Umwelt der Ionischen Universität in den Feuchtgebieten und auf den Inseln von Zakynthos durchgeführt. Awareness Gruppen, wie die Kefalonia Biodiversity Group auf Facebook, tragen ebenfalls zur Überwachung der Arten bei.

(https://www.facebook.com/groups/kefaloniabiodiversity/).

Επιστήμη των Πολιτών
Abb. 6: Citizen Science – Kefalonia Facebook Gruppe führt Vogelbeobachtungen im Feuchtgebiet Livadi in Paliki durch

Der Beitrag der Citizen Science zur Erforschung der biologischen Vielfalt ist wichtig, weil er der wissenschaftlichen Forschung wertvolle Daten über Arten und Lebensräume liefert. So wurden beispielsweise zwei Arten von Süßwasserschildkröten, die Westkaspische Schildkröte und die Europäische Sumpfschildkröte, von Mitgliedern der Facebook-Gruppe "Kefalonia biodiversity" im Livadi-Feuchtgebiet erfasst. Die Westkaspische Schildkröte (Mauremys rivulata) ist eine Süßwasserschildkrötenart aus der Familie der Geoemydidae und die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), die nur selten vorkommt, sind die einzigen auf Kefalonia heimischen Süßwasserschildkrötenarten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Fehlen von Informationen in der Vergangenheit zur Zerstörung zahlreicher Feuchtgebiete geführt hat, obwohl es zahlreiche Leitlinien und Bewirtschaftungspläne gibt und die Menschen von diesen Ökosystemen profitieren können. Im Mittelmeerraum und insbesondere in Griechenland sind die Ökosysteme der Binnengewässer wichtige Gebiete für die biologische Vielfalt, da sie verschiedene Arten von Flora, Fauna und Avifauna beherbergen (Archipelagos 2019). Die Erforschung und der Schutz dieser Ökosysteme sind dringend erforderlich, da die meisten Lebensräume in Binnengewässern auf den griechischen Inseln und auf Kefalonia degradiert sind, was zum Aussterben seltener Arten führt.

H στικτή νεροχελώνα
Abb. 7: Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) entdeckt im Livadi Feuchtgebiet, Paliki

Quellen

  • Institute of Marine Protection “Archipelago” (2019) Inland Water Ecosystems. Accessed on 10.08.2019 from http://archipelago.gr/ti-kanoume/chersea-prostasia/ikosistimata-esoterikon-idaton/.
  • Efthymiatou-Katsouni N (2012) Human influences on the evolution of Kefalonian vegetation flora from prehistoric times to present: A study with applications in environmental education. Doctoral Thesis, Department of Education & Preschool Education, p 417
  • Xanthakis M, Lysitsa G and Minetos P (2015) The importance of Livadi wetland for the conservation of aquatic and coastal avifauna species of Kefalonia. Proceedings of the 17th Panhellenic Forestry Conference, Argostoli, Kefalonia, October 4-7
  • Foitos D, Kamari G, Katsouni N & Mitsainas G (2015) Mountain Aenos of Kefalonia: History, Physiogeography, Biodiversity. Management Body of Aenos National Park and KATAGRAMMA Graphic Arts Editions, Kefalonia

Der obere Artikel wurde in dem Magazin „The Kefalonian Progress Period B, Ausgabe 32, Oktober – September 2019 veröffentlicht.

Die Fotos stammen aus dem Foto Archiv der Verwaltungsstelle des Aenos National Parks und vom Natur Fotografen Christos Maroulis, dem wir herzlich danken.